Veröffentlichung Band 63

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Beschreibung

Mit der Publikation der beiden Gräberfelder von Haßleben und Leuna durch W. Schulz, den vormaligen Direktor des Landesmuseums in Halle (Saale), wurden die Kenntnis und die Interpretation reich ausgestatteter spätkaiserzeitlicher Körpergräber wesentlich geprägt. Haßleben und Leuna stehen synonym für eine ganze Reihe von Grabfunden, die durch ihre bestechende Ausstattung und ihre überregionalen Beziehungen zu umfangreichen wissenschaftlichen Diskussionen angeregt haben. Leider lagen viele dieser Gräber nur fragmentarisch vor und leider waren viele dieser Gräber durch ihre Fundumstände und den dabei obwaltenden Bedingungen nur sparsam dokumentiert. Das Fürstengrab von Gommern bot die Möglichkeit, ein weitgehend ungestörtes Grab mit modernen Methoden untersuchen zu können. Das ist ein nicht hoch genug zu schätzender Glücksfall für die archäologische Forschung. Der Aufmerksamkeit und Umsicht der ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger, die das Grab entdeckten, ist zu verdanken, dass aus dieser faszinierenden archäologischen Quelle in so reichem Umfang geschöpft werden konnte, Der Grabfund von Gommern, seine Entdeckung, Bergung und weitere Untersuchung zeigt deutlich, dass die aktive Bodendenkmalpflege als Grundlagenforschung zu den Säulen der Urgeschichtsforschung gehört. Die Bergung des Grabes von Gomrnern setzte in der Folge einen Prozess weiterer Forschungen und Untersuchungen in Gang. Ein breites Spektrum interdisziplinärer Zusammenarbeit stand in dem Bemühen, die Aussagekraft der Objekte und Befunde so stark als möglich zu nutzen. Dabei führte es weit über den normalen Umfang solcher Untersuchungen hinaus, dass der Einsatz moderner naturwissenschaftlicher Methoden nicht nur zur Anwendung kam, sondern exemplarisch an den Fundstücken weiter entwickelt wurde. Alle Forschungen zum Fürstengrab waren von internationalem Austausch, fachlicher Diskussion und Berichten zum jeweils erreichten Arbeitsstand geprägt. Die nun vorhandene Gesamtvorlage des Grabfundes zeigt in deutlichem Maße, dass sachgerecht geborgene und fachgerecht untersuchte archäologische Befunde nicht nur den vorhandenen Wissensstand erweitern können, sondern auch Maßstab für die Neubewertung des bereits bekannten Fundmaterials sind. Schließlich gelingt es dadurch, Hypothesen zu historischen Prozessen zu formulieren und damit die Basis für weiterführende wissenschaftliche Diskussion zu schaffen. Einsatzbereitschaft, strategisches Denken und Handeln sowie ein hohes persönliches Engagement des Bearbeiters haben wesentlich zum Gelingen dieser ambitionierten wissenschaftlichen Vorlage eines der bedeutendsten Grabfunde der spätrömischen Kaiserzeit Europas beigetragen. Die Begeisterung für ein derart außergewöhnliches Forschungsobjekt muss sich auch auf alle anderen direkt und indirekt an der Bearbeitung Beteiligten übertragen haben, sodass die Mitwirkung weit über den Rahmen einer einfachen dienstlichen oder wissenschaftlichen Beschäftigung hinaus erfolgte. Es war eine besondere Verpflichtung und damit Herausforderung, in der Tradition solcher Grabfunde wie der von Haßleben und Leuna das Grab von Gommern zu bearbeiten. Daher ist es eine besondere Freude, dass dieses überragende Fundensemble des Landesmuseums für Vorgeschichte nun so umfänglich für die wissenschaftliche Diskussion zur Verfügung gestellt werden kann. Diese Freude ist mit dem Wunsch verbunden, dass die jetzt vorliegende Publikation wegbereitend für die erneute intensive Diskussion einer äußerst dynamischen und folgenreichen Epoche europäischer Geschichte sein mag.